Selbstporträt

Hayat, 1986

Sie sehn mi und sagn, die Frau hat viel Kraft,
und manchasmal fragen’s mi, wie ma des schafft,
zu singen, zu tanzen, zu lachen, zu spiel’n,
mit Menschen zu reden und dabei soviel fühl’n.

Sie sehn mi und denken, i bin wie a Kind,
von dem ma net weiß, ob’s net glei wieder spinnt,
indem’s alles vergisst, was man ihm g’sagt
und immer auf’s Neue nach Wärme fragt.

Sie sehn mi und glauben, dass i mi selbst no net kenn,
weil i no immer zur Sonn hinrenn,
und weil i net weiß, was morgen passiert,
und weil i nix annimm, was mei Herz  net berührt.

Und dann schau i sie an, bin traurig und froh,
im selben Moment, bei mir is des so.
Oft wein i und lach i fünfmal am Tag
und wunder mi selbst über des, was i sag.

„i will lieben und leben,
geborgen und frei,
so glücklich wie möglich.
was immer des sei!”